Zeppelin Universität
Wir sind nie real gewesen – Wirklichkeit, Gleichnis und Proceß
Der Begriff der Realität ist recht jung. Ziel des Vortrags ist es, alternativen zu ihm zu finden. Dafür sei zunächst auf die Begriffsgeschichte eingegangen, wobei einerseits der enorme Erfolg, andererseits aber auch die Grenzen des Realitätsbegriffs aufgezeigt werden sollen. Der zweite Teil des Vortrags ist Franz Kafka gewidmet, der in einem viel beachteten unbetitelten Fragment („Viele beklagten sich“, einst von Max Brod nach Kafkas Tod mit dem Titel „Von den Gleichnissen“ bedacht), eine Alternative zur Realität ins Spiel bringt, indem er zwei existentielle Grundzustände unterscheidet, nämlich „Im Gleichnis“ und „In Wirklichkeit“. Dieser Alternative widme ich mich zunächst anhand einer Besprechung von Kafkas unvollendetem Roman „Der Process“. Indem die Ergebnisse sodann auf die Ausgangsfrage zurückbezogen werden, soll daraufhin der Versuch gewagt sein, Kafkas Alternative zur Realität auch außerhalb der literarischen Fiktion Plausibilität zu verleihen.
Jan Söffner hat den Lehrstuhl für Kulturtheorie und Kulturanalyse an der Zeppelin Universität inne. Seine Promotion in Italianistik und seine Habilitation in Romanistik und Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft erwarb er an der Universität zu Köln, wo er von 1999 bis 2007 als Mitarbeiter und Assistent arbeitete. 2008 wechselte er an das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin und kehrte 2011 zurück nach Köln an das internationale Kolleg Morphomata (zunächst als Fellow und dann als Mitarbeiter). 2014/2015 vertrat er eine Professur in Romanischer Philologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und war 2016 Lektor und Programmleiter bei dem Verlag Wilhelm Fink in Paderborn.
Zeppelin Museum Friedrichshafen
Simulationskrisen. Zum Werk von Harun Farocki
Harun Farocki zählt zu den wichtigsten und international einflussreichsten Filmemachern aus Deutschland, der sich bereits früh mit der Verschränkung von virtuellen und realen Welten beschäftigte. Kritisch reflektiert er dabei die Rolle von Computerspielen und Virtual Reality als Bestandteil der gegenwärtigen Kriegsführung. Zentral ist dabei die Frage, wie stark Virtualität bereits unser Verständnis von Realität formt, wie Simulationen von Krisen zugleich eine eigene Krisenanfälligkeit offenbaren.
Ina Neddermeyer studierte Kunstgeschichte, Politik und Philosophie in Berlin und Florenz. Von 2011 bis 2016 arbeitete sie zunächst als Kuratorische Assistentin und ab 2013 als Sammlungskuratorin im Kunstpalais Erlangen. Seit 2016 ist sie Kuratorin und Leiterin der Abteilung Kunst am Zeppelin Museum Friedrichshafen. Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen, u. a. Einzelausstellungen von Peter Land und Reynold Reynolds sowie die interdisziplinären Gruppenausstellungen #catcontent und Dicker als Wasser. Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst. Die von ihr konzipierte Ausstellung „Schöne neue Welten. Virtuelle Realitäten in der zeitgenössischen Kunst“ ist noch bis zum 8.4.2018 im Zeppelin Museum zu sehen.
Zeppelin Universität
Lachend die Wahrheit...? Das Wirklichkeitsverständnis der Satire
Satire lebt parasitär von Wirklichkeit: sie kritisiert sie und bringt sie in die „Krise“, flüchtet sich aber gleichzeitig aus und vor ihr, fehlende Ernsthaftigkeit vorschützend. Der Vortrag thematisiert unter Bezugnahme auf Karl Kraus, Durs Grünbein und Harald Schmidt historische und heutige Ansprüche und Grenzen satirischen Schreibens und sucht, kurz vor Faschingsende, nach einem gegenwärtigen Möglichkeitsort von Satire, der sie weder auf Pseudo-Politik noch auf Infotainment oder Aufklärungs-Moralismus verkürzt.
Joachim Landkammer ist akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis.
Universität Basel
Realität in Serie
In der (fast unüberschaubaren) Vielfalt der gegenwärtigen Qualitäts-Fernsehserien wird sowohl Spiel als auch Ernst mit der Realität getrieben: Die Reihe reicht von fantastischen Welten und Utopien (West World, Game of Thrones), über historische Wiederbelebungen vergangener Wirklichkeiten (Downtown Abbey, The Crown), über sozialrealistische und politische Auseinandersetzungen mit unserer Gegenwart (The Wire, 4 Blocks), über quasi-autobiografische Inszenierungen (Curb your Enthusiasm) bis hin zu hybriden Formen, welche Realismus, Fiktion und Hyperrealismus verschränken (Breaking Bad, Babylon Berlin, Mad Men). Die Vorlesung wird auf zentrale Serienbeispiele und deren Realismen eingehen und dann gezielt anhand von Babylon Berlin die Frage aufwerfen, ob die „Krise der Realität“ hier vielmehr in eine neue Ästhetik transformiert wird.
Susanne Schmetkamp ist Research Fellow an der Universität Basel. Von 2008 bis 2016 war sie dort Oberassistentin am Lehrstuhl für Praktische Philosophie. 2016 war sie Research Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie an der Bauhaus-Univesität Weimar. 2016 bis 2017 war sie Vertretungsprofessorin für Philosophie an der Universität Siegen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Ästhetik, Filmphilosophie, Ethik, Philosophie des Geistes, Empathie, Perspektivität, Aufmerksamkeit.
Zeppelin Universität
Yngve Holen – Die Realität des Begehrens
Die Kultur unserer Gegenwart scheint von dem Wunsch beherrscht, zur Realität zurückzukehren. In der Politik werden die Medien für ihre Darstellung der politischen Realität kritisiert. In der Philosophie versuchen die Autoren des Spekulativen Realismus, das relative Moment der subjektiven Anschauung zu überwinden, um zur Wirklichkeit an sich vorzudringen. Und in der zeitgenössischen Kunst beschäftigt sich die sogenannte Post-Internet Kunst mit dem Abfall der digitalen Bilder von der Realität. An Yngve Holens Arbeiten lässt sich das Vorgehen dieser Generation von Künstler/innen exemplarisch illustrieren. Holens Auseinandersetzung mit den digitalen Bildern und Technologien unserer Zeit kann aber zugleich als eine Auseinandersetzung mit der unausweichlichen Realität unseres Begehrens verstanden werden. Und so stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dieser irreduziblen Realität des Begehrens und den ökonomischen, ökologischen und politisch-militärischen Krisen, die heute jene kulturellen Vorstellungen, Simulationen und medialen Darstellungen erschüttern, welche uns bisher mit einer unausweichlichen und letztlich gnadenlosen Realität versöhnen konnten.
Philipp Kleinmichel studierte Philosophie, Kunst- und Medientheorie in Freiburg, Karlsruhe und New York. Er ist Absolvent des Independent Study Program am Whitney Museum of American Art und war Stipendiat der Akademie Schloss Solitude. Seit Januar 2018 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zeppelin Universität und war zuvor Lehrbeauftragter u.a. an der Universität Gießen, der Universität Hamburg und der UDK Berlin. Er forscht zum Wandel von Kunst und Massenkultur im digitalen Zeitalter.
Universität Stuttgart
Stimmungsräume. Welterzeugung und Realitätserfahrung in der Kunst
Stimmungen gelten in Politik und Gesellschaft als Seismograph kollektiver Befindlichkeit. Sie werden deshalb als reale Faktoren behandelt, die Handlungen bestimmen. Kunstwerke besitzen in hohem Maße dieses Potential zur sozialen Verständigung durch Stimmung. Der Vortrag zeigt anhand ausgewählter Beispiele, wie Kunstwerke Stimmungsräume erzeugen, die kollektive Welterfahrung zum Ausdruck zu bringen. Die These des Vortrags ist es, dass Kunstwerke in der Stimmung soziale Wirksamkeit und reale Handlungsmacht besitzen.
Kerstin Thomas ist Professorin für die Kunst der Moderne an der Universität Stuttgart. Sie leitete die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe Form und Emotion. Von ihr erschienen die Bücher Welt und Stimmung bei Puvis de Chavannes, Seurat und Gauguin, Berlin und München: Deutscher Kunstverlag, 2010 sowie Stimmung. Ästhetische Theorie und künstlerische Praxis, Berlin und München: Deutscher Kunstverlag, 2010. 2015 hat sie gemeinsam mit Aron Vinegar ein Sonderheft der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft zum Thema Matters of Fact, herausgegeben (Bd. 60, 2015, Heft 1).
»wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen«.
Zu einer Realitätsreflexion des Computerspiels
Als eines der ästhetisch vertracktesten Artefakte unserer Gegenwart ist das Computerspiel prädestiniert, unterschiedliche Realitätskonzepte nicht nur wahrnehmbar, sondern auch spielbar zu machen. In den vergangenen Jahren hat sich mit Spielen, die als ›Shadow Games‹ bezeichnet werden könnten, gar ein eigenes Genre herauszubilden begonnen, das unter Rekurs unter anderem auf Mythen von den Anfängen künstlerischer Darstellung und kognitiver Repräsentation das eigene Verhältnis zur Wirklichkeit auslotet. Der Vortrag thematisiert prominente Beispiele und stellt die These auf, dass die medienästhetische Spezifik des Computerspiels nicht zuletzt durch die Figur des Schattens gefasst werden kann.
Thomas Hensel, Professor für Kunst- und Designtheorie an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim. Daneben Mitglied der Faculty des Certified Program »Visual Competencies« der Donau-Universität Krems und Direktor des Institute for Human Engineering & Empathic Design Pforzheim (HEED). Forschungsschwerpunkte: Medien- und Wissen(schaft)sgeschichte der Kunstwissenschaft (insbes. Aby Warburg), Game Studies (insbes. Bildlichkeit des Computerspiels), Altdeutsche Malerei/Zeichnung (insbes. Albrecht Dürer und Donauschule), Designgeschichte und -theorie (insbes. Bauhaus und Hochschule für Gestaltung Ulm). Letzte Buchveröffentlichung: Game Studies, Wiesbaden [Springer VS] 2018 (Hrsg., mit Benjamin Beil und Andreas Rauscher).
Zeppelin Universität
Wahrnehmungen in der Dunkelheit: Über Wolfgang Hilbig
„Der Tonfall der Realität ist das ätzende Agens, in dem die Stimmen der Lyrik ersticken“, hat Wolfgang Hilbig notiert. Wie kein Zweiter hat er gewußt, daß es Erfahrungen mit der Nichtigkeit des Selbst sind, die zur Literatur befähigen. Alles programmatisch Wahre raubt der Kunst den Atem; der Realismus ist die Plausibilitätsfassade einer ruinierten Wirklichkeit. Der Vortrag wird deshalb versuchen, eine Kritik der Allianz von Kunst und Politik bzw. der Zurücknahme des Möglichkeits- auf den Wirklichkeitssinn zu entwerfen.
Maren Lehmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologische Theorie an der Zeppelin Universität
Stanford University
Die Möglichste aller schlechten Welten: The Good Place, Moralphilosophie, und die Frage nach der Realität
Précis: Filme und Fernsehserien, in denen die Figuren erfahren müssen, dass ihre Realität reine Illusion ist, gibt es wie Sand am Meer. Die Serie The Good Place, geschaffen von Michael Schur, ist klar gelangweilt von Vorlagen wie The Matrix oder Westworld. Sie entführt ihre Figuren in eine ganz neue Realität: eine Irrealität, die offen eingesteht, dass sie Benutzeroberfläche ist für die ganz großen kosmischen Fragen — eine Art philosophischer Hyperrealität. Eleanor Shellstrop erwacht in einer “Nachbarschaft” in “The Good Place,” einer Region, die nicht Himmel heißen darf, weil jede Weltreligion lediglich “ungefähr 5 Prozent korrekt erraten hat.” Die Serie spielt mit und in jenen Realitäten, die Moralphilosophen erfinden, wenn sie Maximen testen wollen — im Gefangenendilemma, im Trolley-Problem — und bezieht seine Komik daraus, diese geographisch ernst zu nehmen. Sie spielt mit dem Konzept der Simulation, das sich eben nicht auf Irrealität reduzieren lässt — und das nichts mit Hypermodernität zu tun hat, sondern das seit Jahrtausenden die Antworten auf die fundamentalen Fragen begleitet.
Adrian Daub ist Professor für Germanistik und Allgemeine und Vergleichen Literaturwissenschaft an der Universität Stanford (Kalifornien). Er forscht zur Literatur, Musik und Kultur des neunzehnten Jahrhunderts, und schreibt über Technologie, Medien und Popkultur. Zuletzt erschienen: Pop-Up Nation: Innenansichten aus dem Silicon Valley (Hanser, 2016), The James Bond Songs: Pop Anthems of Late Capitalism (Oxford UP, 2015), Four-Handed Monsters (Oxford UP, 2014) und Tristan’s Shadow (University of Chicago Press, 2013). Er schreibt Beiträge für die Neue Zürcher Zeitung und Zeit online und andere.
Universität Bozen
Geteilte Wahrheit - Fakt und Fiktion in der Arbeit von Robert Smithson
Mit seinen ‚Non-Sites‘ hat der amerikanische Künstler Robert Smithson einen Bildtypus etabliert, der die Unvollständigkeit zum Programm erhebt. Anders als die transzendentalen Bilder der Tradition ist die Non-Site vor allem Verweis auf ein Anderswo. Die Non-Site ist deshalb auch immer unvollständig und verlangt nach Ergänzung. Dieses supplementäre Bildverständnis drückt sich auch in den Spiegelarbeiten aus, mit denen der Künstler ‚Realität‘ und ‚Bild‘ in ein verwirrendes Verhältnis gesetzt hat. Smithson hat damit nicht nur ein diskursives Verständnis von Bild geprägt, das stets nach einem Bezug auf andere Bilder und Tatsachen verlangt; sein Verständnis vom Bild als einer Praxis hat folgende Künstlergenerationen - etwa die der Picture-Generation- beeinflusst. Der Vortrag analysiert Smithsons Bildverständnis und fragt nach seiner Relevanz für gegenwärtige Realismusdebatten.
Stephan Schmidt-Wulffen lehrt Kunsttheorie an der Freien Universität Bozen und leitet dort auch den Studienschwerpunkt Kunst. Er hat nach einem Studium der Philosophie und theoretischen Linguistik 1987 in Wuppertal promoviert. Seine kuratorische Arbeit im Kunstverein Hamburg begleitete eine Teilzeitprofessur an der dortigen Hochschule der Künste. Von 2002 bis 2011 leitete er als Rektor die Akademie der bildenden Künste in Wien und vertrat dort das Fach ‚Geschichte des Ausstellungswesens. Von 2013 bis 2016 leitete Schmidt-Wulffen das ‚Labor für implizites Wissen‘ an der Zeppelin Universität, wo er noch immer eine Honorarprofessur innehat.
Zeppelin Universität
Realität in der Renaissance – Renaissance der Realität
Die Künstler der Renaissance entwickelten eine ganze Reihe grundlegend neuer Darstellungstechniken. Insbesondere die Erfindung der Zentralperspektive gilt als Wendepunkt hin zu einer objektivierten Form der Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit. Durch die Zentralperspektive wurde der Blick mathematisiert und dem Betrachter eine „weltfreie Stelle“ (Gottfried Boehm) außerhalb des Bildes zugewiesen. Interessanterweise wird mit dieser Festlegung eines Standpunktes die Kunst zugleich deutungsoffener und bedarf in einem zuvor ungekannten Maße der Interpretation. So erfährt auch der Begriff der Kunst eine Neubestimmung.
An einem ähnlichen Wendepunkt befinden wir uns womöglich auch gegenwärtig. Es scheint, als würde die digitale Repräsentation der Welt längst ein Eigenleben führen, das die Objekte in ihrer materialen Faktizität empfindlich überlagert. Gerade in einer solchen Zeit aber scheint sich die Kunst auf einen neuen Realismus zu besinnen. Diesen gilt es genauer zu verstehen. Die Arbeiten des Filmemacher-, Wissenschaftler und Architekten-Kollektivs „Forensic Architecture“ dienen dabei als aufschlussreiches Beispiel.
Karen van den Berg ist seit 2003 Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis an der Zeppelin Universität (ZU). Sie studierte Kunstwissenschaft, Klassische Archäologie und Nordische Philologie in Saarbrücken und Basel. 1995 erfolgte die Promotion zu Matthias Grünewald bei Gottfried Boehm. 1994-96 erhielt sie das ›Max Imdahl-Stipendium für Kunstvermittlung‹. Zwischen 1993 und 2003 arbeitete sie als Dozentin für Kunstwissenschaft und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Witten/Herdecke. 2003 erfolgte der Nachweis habilitationsadäquater Leistungen und der Ruf an die ZU. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Theorie & Geschichte des Ausstellens, Bildungsarchitektur, Kunst und Politik, künstlerische Episteme, Kunstmarkt- und Studioforschung.
Universität für Angewandte Kunst Wien
Die Idee des Realismus
Für gewöhnlich begreift sich der Realismus im Gegensatz zum Idealismus. Doch zweifellos bezeichnet der Begriff des Realismus selbst eine Idee, und sei es die Idee dieses Gegensatzes selbst. Das heißt, ohne ein Quantum Idealismus ist der Realismus nicht zu denken. Wie kann nun dieser ideelle Aspekt des Realismus verstanden werden? Eher im produktiven Sinn einer Ausrichtung an einer möglichst wirklichkeitsgerechten Erfassung der Welt, mithin der Strukturierung und Bewertung besonderer Formen der Wahrnehmung und Erkenntnis? Oder eher im ideologischen Sinn einer Verstellung eines solchen Zugangs, indem die Idee zum Dogma wird und darin die unterschiedlichen epistemologischen, politischen und künstlerischen Dimensionen des Realismus in eins fallen? Der Streit um den ideellen Charakter des Realismus ist daher konstitutiv dafür, wie realistisch der Realismus sein kann, und welche metaphysischen, ethischen und ästhetischen Wertbehauptungen in seinem Namen möglich sind.
Helmut Draxler ist Professor für Kunsttheorie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie und wurde nach seiner Promotion über „Das brennende Bild. Eine Kunstgeschichte des Feuers in der neueren Zeit (1986)“ Direktor am Kunstverein in München. Von 1998 – 2012 war er Professor für Ästhetische Theorie an der Merz Akademie Stuttgart und von 2013 - 2014 Professor für Kunsttheorie und Kunstvermittlung an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seine wichtigsten Publikationen sind als Autor: Abdrift des Wollens. Eine Theorie der Vermittlung, Wien, Berlin (Turia + Kant) 2016; Gefährliche Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik und Kunst, Berlin (b_books) 2007; Die Gewalt des Zusammenhangs. Raum, Referenz und Repräsentation bei Fareed Armaly, Berlin (b_books) 2007; Als Herausgeber: Theorien der Passivität (gemeinsam mit Kathrin Busch), München (Fink) 2013; Film, Avantgarde, Biopolitik (gemeinsam mit Sabeth Buchmann und Stephan Geene), Wien (Schlebrügge) 2009; Shandyismus. Autorschaft als Genre, Stuttgart (Merz-Solitude) 2007